Visakartentour

Die dritte Tour innerhalb von sechs Wochen stand an (siehe 0:0-Tour und Das 100.). Diese Tour hatte das Besondere, dass ich fast ausschließlich mit Visakarte bezahlte und ich drei Unentschieden sah. Theoretisch hätte ich diesen Bericht auch „Unentschiedentour“ nennen können. Diesmal war alles relativ gut geplant. Karten hatte ich für zwei Spiele und für zwei Übernachtungen war gesorgt.

Diesmal ging es am 12.03.2010 von Waren (Müritz) nach Berlin, leider ohn Übernachtungs bei meinem Cousin. Dafür hatte ich ein günstiges Hostel in der Nähe des Potsdamer Platzes gebucht. Beim Einchecken merkte ich, wie wichtig es ist, kleinen Buchstaben wie „a“ in „100a“ zu beachten. Denn Zimmer Nummer 100 konnte ich nicht öffnen. Die Rezeption wies mich auf den Irrtum hin und ich konnte endlich meine Sachen abladen. Anschließend ging es auf schnellen Wege zur U-Bahn, mit der ich erst mal eine Station in die falsche Richtung fuhr. Dann Umstieg in eine Bahn Richtung Spandau. Dort stieg ich Haltestelle Messe aus und irrte herum. Auch ein Ordner wusste nicht, wo das Mommsen-Stadion war. Am Himmel entdeckte die Scheinwerfer des Stadions und ging in die andere Richtung darauf zu. Auf dem Weg fragten mich vier Nürnberger, ob dies der Weg zum Stadion sei. Jetzt wir etwa schon Fünf, die den Weg nicht wussten. Trotzdem gingen wir weiter einen matschigen Weg entlang und gelangten dann zum Stadion. Dort bekam ich auch gleich eine Karte für den Stehbereich.

TeBe Berlin – Hallescher FC 1:1

Das war nicht gerade mein Lieblingsstadion, was wohl auch an der breiten Laufbahn lag. Trotzdem gefiel mir die große Stehtribüne, die fast ganz rum ging. Es gab aber kaum einen Platz, von dem aus man das Spiel komplett hätte sehen können. Die Stimmung war auf beiden Seiten sehr gut. Halle die ganze Spielzeit über voll laut und mit kleiner Pyroshow. Das Spiel ist eigentlich schnell erzählt. Halle war die ganze Zeit überlegen und ging auch verdient in Führung. TeBe ganz schlecht, aber aus dem Nichts dann der Ausgleichstreffer.

Mommsenstadion
Mommsenstadion

Zufrieden, diesen Ground abkreuzen zu können, ging es zurück ins Hostel. Dort ging ich noch einen alkoholfreien Cocktail trinken. Und dann gleich wieder in die Falle, da ich am nächsten Tag wieder einmal früh raus musste. Um 6 Uhr klingelte der Wecker und um 7 Uhr war ich auch schon wieder über viele Umstiege auf dem Hauptbahnhof, wo ich Fahrkarten und Frühstück kaufte, natürlich mit Visakarte. Anschließend per IC nach Osnabrück. In Osnabrück packte ich erst mal meinen Rucksack in den Spint.

Mit zwei freundlichen Osnabrück-Fans ging es in Richtung Osnatel-Arena. Wir sprachen darüber, dass man sich gegenseitig für die Ziele der anderen freut. Sprich: Osnabrück soll aufsteigen und Hansa drin bleiben. Leider passierte nur eins davon).

Das Stadion war ein Hingucker. Tolle Stehtribüne, geile Fans. absolut Hammerstimmung. Und so kam es zum Spiel:

VFL Osnabrück – Wuppertaler SV 1:1

Wie gesagt, das Stadion hat Klasse. Ich stand genau auf der Osnabrücker Stehtribüne hinterm Tor. Keinen Tinitus zu bekommen, war schier unmöglich. Daneben gab es, wie bei vielen anderen Stadien, VIP-Tribüne, Gegengerade und einen ordentlichen Gästeblock. Die Stimmung der Auswärtsfans war gut. Auch ein kleines bisschen Pyro und Feuer gab es von Seiten der Wuppertaler zu sehen.

Das Spiel war sehr interessant. Osnabrück war klar überlegen holte sich die verdiente Führung. Später dann der Ausgleich. Danach konnten die Osnabrücker keine ihrer gefühlten 1000 Chancen rein machen. So gab es ein glückliches Unentschieden. Letztendlich stieg Osnabrück in die zweite Liga auf, Rostock stieg aus der Zweiten ab und Wuppertal aus der Dritten.

Nach dem Spiel ging es per Bus in die Jugendherberge. Schnell eingescheckt und noch für 20 Euro Pfand Schlüssel zum Mitnehmen bekommen. War meiner Meinung nach sehr gut, da ich dadurch am nächsten Tag wieder mehr Bargeld zur Verfügung hatte, da ich wieder einmal mit Visakarte bezahlt hatte (siehe Titel dieser Tour). Während der Busfahrt und dem Einchecken hörte ich im Radio die Bundesliga. Ich glaube trotz all der negativen Erlebnisse mit Rostock (Abstieg) und dem einen Positiven (Aufstieg 2011) immer noch daran, dass wir eines Tages wieder erstklassig spielen.

Nachdem ich eingecheckt hatte, ging es auch schon wieder in die Stadt, wo ich lange nach einer Sportsbar suchte. Irgendwann fand ich eine im Zentrum von Osnabrück, aß eine Pizza, trank eine Cola und bestellte mir zur Abwechslung auch mal einen schönen Caipi (es gibt wenige Fahrten, auf denen ich mal Alkohol trank). Ein klitzekleines bisschen bedüdelt fuhr ich mit dem Bus zur Jugendherberge und schlief wieder schnell ein.

Um 7 Uhr wachte ich auf und nahm erst einmal ein gutes Frühstück in der Jugendherberge ein. Anschließend ging es wieder mal mit dem Bus in Richtung Bahnhof. Dort konnte man schon die ersten Hanseaten bewundern. Aber ich hatte schon im Voraus eine Fahrkarte für den Zug gekauft und so ging es über Hamm nach Bielefeld. Der Umstieg schien kompliziert zu werden, weil der IC Verspätung hatte (wer hätte das gedacht?). Es sollte nicht die einzige Verspätung des Tages werden. Trotz des Stresses schaffte ich es. Leider ließ ich im IC meine Handschuhe liegen (man sieht, man kann so einiges verlieren während solcher Touren). Ohne weitere Zwischenfälle und mit gut gelaunten Rostockern ging es nach Paderborn. Unterwegs unterhielt ich mich gut mit zwei Leuten, die gerade in Düsseldorf lebten. Einer der beiden war stark beeindruckt von meiner Groundhopping-Aktivität. Der andere war eher eine Art Ultra/Hool. Naja, war trotzdem sehr witzig.

In Paderborn dachte jeder Nichtfußballfan an Krieg. Für das „Hassspiel“ Hansa gegen Paderborn müssen knapp 1000 Polizisten rekrutiert werden. Wer erklärt das bitte dem Steuerzahler? Nach unendlichen Kontrollen und dummer Kommentare von Polizisten über mein Gepäck (Leute, wie soll man hoppen, wenn man nix dabei hat?) kam ich endlich zum Shuttle.

Ich würde gerne etwas über die Stadt sagen, leider habe ich davon nicht viel gesehen, da der Bus sofort über die Autobahn fuhr. Als ich von dort auf Paderborn schaute, sah ich ein großes Ikea-Kaufhaus. Und dann das: Es war nicht Ikea, es war das Stadion. An alle Verantwortlichen vom SC Paderborn: Baut doch nicht so einen ekligen Kasten in ein Gebiet, wo keiner wohnt und wo ansonsten auch nur Industriewerke stehen. Aber das ist ein generelles Problem bei den neuen deutschen Stadien.

Nach Abgabe meines Rucksacks und unkomplizierter Kontrolle (anschließend wurden sie härter und einige Menschen mussten bei Kälte ihre Schuhe ausziehen) ging es endlich zum Spiel:

SC Paderborn – FC Hansa Rostock 2:2

Zum Stadion ist nicht viel zu sagen. Von außen ein Kaufhaus, von innen ein normales neugebautes Stadion. Viel Beton, wenig Schönes. Zum Auftakt dann noch ein schlimmer Kinderchor, um wahrscheinlich weitere Paderborner Fans zu züchten. Diese waren das gesamte Spiel über kaum zu hören. Hansa-Publikum nach Capoaufruf sehr geil. Nach dem 2:2 aber gab es einige (darunter auch ich), die das erst einmal verdauen mussten.

Damit kommen wir auch gleich zum Spielverlauf. Hansa ungewohnt offensiv und so auch doppelt in Führung. Bis zur 86. Minute hoffte alles auf einen Auswärtssieg. Dann kam es aber wie immer: Ausgleich, wieder 2 Punkte verspielt und wieder kein erster Auswärtssieg für mich. Diese Serie wurde langsam unheimlich. (Inzwischen habe ich endlich (sogar 2) Auswärtssiege gesehen).

Nach dem Spiel ging es schnell mit dem Bus zurück zum Bahnhof. Dort ging es ohne Probleme in den IC nach Hamm. Schon auf dieser Strecke kam es zu Verspätungen. In Hamm hatte auch mein ICE Verspätung. Jetzt mal für alle Zeitorganisatoren: Planen Sie immer so, dass Sie mindesten drei oder vier Stunden Zeit haben. Ich hätte in Berlin eine gute Stunde Zeit gehabt. Der angekoppelte Zug aus Düsseldorf kam gut eineinhalb Stunden zu spät. Als dieser dann endlich angekommen war, erfuhr ich auch den Grund. Die Bahn hatte mal nicht schuld, nein, denn Linksdemonstranten waren auf die Gleise gegangen und der Zug musste umgeleitet werden. An dieser Stelle nochmals vielen Dank allen Demonstranten. Ich finde Demokratie toll, aber Euch müsste man einsperren. ES GIBT REGELN, UND DIE MUSS MAN EINHALTEN! In Berlin bekam ich eine freie Taxifahrt von Neustrelitz nach Waren (Müritz), da ich sonst in Neustrelitz sieben Stunden hätte warten müssen. Die Fahrt war auch noch mal besonders, weil wir uns gut unterhielten. Um 0.00 Uhr war ich endlich da und konnte auch noch einmal zu meinem Großvater rübergehen, welcher in seinen Geburtstag reingefeiert hatte.

Was bleibt von der Tour hängen? Viel Geld ausgegeben (per Visa und bar), drei neue Grounds und noch ein Spiel in Hansas Abstiegs-Saison. Zur Verteidigung: Ich war auch bei Heimsiegen dabei. Ich war nicht schuld an dem Scheiß, den Hansa spielte.

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